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Eduard Thöny (bis 1895 auch Thöni) war der Sohn eines Holzschnitzers und Bildhauers. Franz von Defregger riet der Familie zur Übersiedlung nach München. Hier wuchs Eduard Thöny auf, geprägt von der künstlerischen Atmosphäre in seinem Elternhaus. Er studierte von 1883 bis 1892 an der Münchner Kunstakademie bei Gabriel von Hackl, Ludwig von Löfftz und Defregger unterbrochen durch Studienaufenthalte und Reisen. Das Sommersemester 1890 verbrachte er in Paris. Dort studierte er die Kunst Edouard Detailles und hielt über seinen Landsmann und Studienfreund Leo Putz Kontakt zum Kreis der Académie Julien. Thöny arbeitete in München an Schlachtengemälden von Louis Braun mit und lieferte humoristische und bildjournalistische Beiträge für die „Münchner Humoristischen Blätter“, eine Wochenbeilage des „Neuen Münchner Tagblattes“. 1891/92 begleitet er Buffalo Bill auf Europa-Tournee. 1896 begann Thöny bereits für die von Albert Langen gegründete satirische Wochenschrift Simplicissimus zu zeichnen. Sein Fach wurde die Gesellschafts- und Militärkarikatur. Für sein zeichnerisches Werk – bevorzugt in Tusche und Deckweiß, häufig mit Kohle oder Bleistift überarbeitet – ist ein photographischer Blick charakteristisch, der gleichwohl in den Duktus einer ebenso schwungvollen wie treffsicheren Handschrift übersetzt wird. In der Malerei zeigt sich in der bevorzugten Darstellung von Jagd- und Reitsportbildern ein ästhetischer Spätimpressionismus Thöny illustrierte zahlreiche Bücher und gestaltete Bucheinbände, vor allem für den Albert Langen Verlag, u. a. für Frank Wedekind, Guy de Maupassant, Marcel Prévost, Karl Bleibtreu, Theodore Roosevelt. Seine populärste Bildfolge waren die Illustrationen zu Ludwig Thomas Filserbriefen „Briefwechsel eines Bayerischen Landtagsabgeordneten“, die seit 1907 im Simplicissimus veröffentlicht wurden. Thöny reiste viel, oft in Gesellschaft der Simpl-Kollegen. Er war Bergsteiger, Tennis- und Radpolospieler sowie Skipionier. Im April 1904 fuhr er mit dem Fahrrad in Begleitung von Ludwig Thoma und Rudolf Wilke durch Südfrankreich. Von Marseille setzten sie nach Algier über, besuchten die Oase Biskra, Bougie, Constantine und Tunis. Sie reisten von dort mit dem Schiff nach Neapel, besichtigten Pompeji und Paestum und trafen in Rom die versammelte Redaktion des Simplicissimus, die ihnen entgegen gereist war.1906 wurde Eduard Thöny mit den Zeichnern Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson, Bruno Paul, Ferdinand von Rezniček, Wilhelm Schulz und Wilke Gesellschafter des Simplicissimus. Karikaturen und Gemälde von Thöny wurden seit 1899 bei Bruno und Paul Cassirer in Berlin, seit 1906 bei den Galerien Brakl und Heinemann in München gezeigt. Die Copley Hall in Boston/Mass. zeigte 1909 in ihrer „Exhibition of Contemporary German Art“ seine Arbeiten. 1908 erwarb Thöny in Holzhausen am Ammersee ein Seegrundstück. Das vorhandene Gärtnerhaus ließ er nach Plänen Bruno Pauls umbauen. In Holzhausen verkehrte er mit den Künstlern des Scholle-Kreises, der Münchner Künstler- Avantgarde des Jugendstils: Adolf Eröer, Walter Georgi, Mathias Gasteiger, Anna Sophie Gasteiger und Olaf Gulbransson. 1914 wurde Thöny wurde zum Mitglied des k.u.k. Kriegspressequartiers ernannt und als Kriegsmaler eingesetzt. Seine realistischen Frontbilder, oft in Kohle und Bleistift ausgeführt, berichteten von Kriegsschauplätzen, Vormärschen und Verwundetentransporten und prägten das Erscheinungsbild des Simplicissimus in den Kriegsjahren. 1915 heiratete Thöny in zweiter Ehe die 25 Jahre jüngere Rosa Vierthaler, eine Nichte der Münchner Bildhauer Johann und Ludwig Vierthaler. Die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges und der Untergang der Monarchie in Deutschland, bedeuteten für Thöny den Verlust seiner karikaturistischen Bilderwelt. Er war nun zunehmend für bayerische Themen zuständig. Neben dem zur Routine gewordenen wöchentlichen Beitrag für den Simplicissimus beschäftigte er sich wieder vermehrt mit der Malerei. Jagd- und Reitsportbilder im Stil einer spätimpressionistischen Malweise wurden seine bevorzugten Sujets. Vermittelt durch den Architekten Paul Ludwig Troost entstanden seit 1922 Gemälde in diesem Stil für die Gesellschaftsräume von Passagierschiffen des Norddeutschen Lloyd. 1928 wurde in einer ersten Einzelausstellung in der Staatlichen Graphischen Sammlung München sein zeichnerisches Werk gewürdigt. Er war Mitglied der Münchner Sezession. Das Bayerische Kultusministerium lehnte eine Berufung Thönys zum Professor der Kunstakademie – obwohl vom Berufungsgremium der Akademie seit 1926 immer wieder vorgeschlagen – stets im Hinblick auf seine „staatsgefährdende“ karikaturistische Tätigkeit ab.
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