Marianne Fieglhuber-Gutscher gehörte noch zu einer Generation von Künstlerinnen, die als Frauen nicht an den städtischen Kunstakademien zugelassen wurden. Ihre Ausbildung erhielt sie ab 1904 an der Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien. Sie lernte die Technik des Radierens bei Ludwig Michalek und trat in den von Michaleks Schülerinnen gegründeten Radierklub Wiener Künstlerinnen ein. Die Malerei erlernte Marianne Fieglhuber bei Max Kurzweil und Rudolf Jettmar, zusätzlich nahm sie Privatunterricht bei Robin Christian Andersen und Egge Sturm-Skrla. Bald wurden ihre Werke bei den Jahresausstellungen der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs gezeigt. Bereits kurz nach ihrer Heirat wurde ihr Mann in den Ersten Weltkrieg eingezogen, 1915 wurde die gemeinsame Tochter Marianne geboren, zwei Jahre später ihr Sohn Eduard. Ihr Mann Eduard Gutscher kam stark verändert aus dem Krieg zurück, lehnte ihre künstlerische Laufbahn vehement ab. Dennoch konzentrierte sie sich weiter auf ihre Malerei, ihr Atelier war über all die Jahre ihr Zufluchtsort, wo sie den Alltag vergessen und sich ganz ihrem künstlerischen Schaffen hingeben konnte. Um auch während der NS-Zeit ausstellen zu können, trat sie 1939 der Reichskammer der bildenden Künste bei. Als ihre Werke für eine Ausstellung abgelehnt wurden, weil sie nicht den „Kulturrichtlinien des Führers“ entsprechen würden, zog sie sich in ihren Zweitwohnsitz nach Kasten bei Böheimkirchen zurück. Nach Kriegsende lebte sie wieder in der Wiener Wohnung und pendelte zwischen Wien, Kasten und Gratkorn bei Graz, wo ihre Tochter mit der Familie lebte. Nach dem Tod ihres Mannes 1955 unternahm die Künstlerin vermehrt Reisen nach Frankreich, Italien, Spanien, Ägypten, Belgien, Holland, Schweden, Norwegen, Griechenland, Schottland, Finnland und in die ehemalige Tschechoslowakei. Sie trat der Vereinigung der Bildender Künstlers der Steiermark bei und nahm am künstlerischen Leben in Graz und Wien teil. 1977 wurden ihre Werke in der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere gezeigt. Marianne Fieglhuber-Gutscher starb am 20. Jänner 1978 in Graz, ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Kasten. Im Zentrum ihres Schaffens standen vor allem Frauendarstellungen, sie schuf aber auch Porträts, Landschaften und Stillleben.