Wijnand Otto Jan Nieuwenkamp (W.O.J.N.) war ein vielseitiger Autodidakt. Als Künstler war er als Maler, Zeichner, Bildhauer, Radierer, Lithograf und Gestalter von Buchumschlägen und Exlibris tätig. Darüber hinaus war er auch als Schriftsteller, Architekt, Entdecker, Ethnologe und Sammler ostasiatischer Kunst bekannt. Er war der erste europäische Künstler, der Bali besuchte; seine dortige Tätigkeit hatte großen Einfluss auf Kunst und Kultur der Insel und machte sie international bekannt. Obwohl er einige Unterrichtsstunden an der Amsterdamse Kunstnijverheidsschool (Amsterdamer Kunstgewerbeschule) nahm, war Nieuwenkamp in der Tat größtenteils Autodidakt. Seine Zeichnungen wurden hauptsächlich mit Tusche gearbeitet und in satten Sepiatönen ausgeführt. Es gibt einen klaren Einfluss des Jugendstils auf seine Arbeit, obwohl er nicht unbedingt dieser Bewegung angehörte. Im Jahr 1900, dem Jahr seiner Heirat mit Anna Wilbrink, baute er ein Hausboot namens „De Zwerver“ (Der Wanderer), was auch sein Spitzname war. Darin segelte er durch die Niederlande, Belgien und Deutschland und veranstaltete an Bord Ausstellungen, bei denen seine Werke erworben werden konnten. Zu dieser Zeit interessierte er sich sehr für die alten niederländischen Städte und Dörfer an der Zuidersee und sein Buch zu diesem Thema wurde auch ins Englische und Deutsche übersetzt. Ab Ende der 1890er Jahre und mehrere Jahrzehnte danach unternahm er immer wieder Reisen in den Fernen und Mittleren Osten, insbesondere nach Niederländisch-Ostindien. Nach der brutalen niederländischen Militärintervention von 1906, die das letzte unabhängige Königreich auf Bali zerstörte, malte er die Ruinen der Stadt Denpasar. Das Ergebnis erschien in seinem bdeutenden Buch „Bali en Lombok“ (Bali und Lombok, 1906/1910), das auch ethnografische und archäologische Studien enthielt. Nieuwenkamp kehrte im Laufe der Jahre immer wieder auf die Insel zurück – nicht nur, um seine eigene Kunst zu schaffen, sondern auch, um die traditionelle balinesische Malerei zu erlernen. Auf der Website „Access Bali“, die von den heutigen Behörden der Insel betrieben wird, heißt es, dass Nieuwenkamp „eine entscheidende Rolle bei der Schaffung des Mythos von Bali gespielt hat, vor allem durch seine Unterstützung des deutschen Arztes und Amateurfotografen Gregor Krauser. Gemeinsam organisierten sie 1918 die erste Ausstellung balinesischer Kunst in Amsterdam, mit Krausers Fotos und Nieuwenkamps Zeichnungen. 1913 und 1914 war Nieuwenkamp in Britisch-Indien; von 1917 bis 1919 bereiste er Java, Bali und Timor. Von 1924 bis 1925 reiste er im Auftrag der Handelsvereeniging Amsterdam (Handelsverband von Amsterdam) nach Sumatra, Java und Bali. Von 1933 bis 1934 reiste er nach Ägypten. 1936/1937 reiste er zum letzten Mal nach Bali. Eine geplante spätere Reise wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert. Viele seiner Artikel wurden in der Zeitschrift „Nederlandsch Indië, Oud en Nieuw“ (Niederländisch-Indien, Alt und Neu) veröffentlicht. Auch wissenschaftliche Fachzeitschriften veröffentlichten seine Beiträge. Nach 1925 bezog sich ein Großteil von Nieuwenkamps Werken auf den Barabudur, ein bedeutendes buddhistisches Denkmal aus dem 9. Jahrhundert in Zentral-Java. Nieuwenkamp, ein Gelehrter hinduistischer und buddhistischer Architektur, entwickelte 1931 die Theorie vom alten Barabudur-See, der zufolge die Kedu-Ebene einst ein See war und Barabudur einst eine auf diesem See schwimmende Lotusblume. Nieuwenkamps Theorie ist bis heute die Grundlage für Diskussionen und Debatten unter Archäologen und Geologen, die an der Erforschung dieser Stätte beteiligt sind. Nieuwenkamp war der erste Mensch, der das bronzezeitliche Objekt, das auf Bali als „Mond von Pejeng“ bekannt ist, systematisch beschrieb, die größte aus einem Guss bestehende bronzene Kesseltrommel der Welt und Mittelpunkt verschiedener lokaler Legenden und Mythen. Nieuwenkamp reproduzierte das berühmte Gesichtsmotiv des Mondes. Mit seiner Frau Anna hatte Nieuwenkamp vier Kinder. Er verließ sein Hausboot und baute ein Haus an Land. Dieser Umzug war Gegenstand seines Buches „Mijn Huis op het Water, mijn Huis op het Land“ (Mein Zuhause auf dem Wasser, mein Haus auf dem Land). Von 1910 bis 1920 lebte und arbeitete er in Edam . Dann zog er nach Italien, zog zunächst umher und lebte dann in Rom. Später kaufte er eine Villa in Fiesole bei Florenz, die Gegenstand des Buches „Een Florentijnsche Villa“ (Eine florentinische Villa) war.